Heiss ersehnt: Die Fahrradausbildung zum Ende der 4. Klasse

Die meisten Grundschüler können sie kaum erwarten: Die Fahrradprüfung zum Ende der vierten Klasse. Zwar ist das Bestehen der Prüfung keine Voraussetzung, um sich alleine mit dem Fahrrad im Straßenverkehr zu bewegen. Trotzdem ist sie ein großer Schritt zur Selbständigkeit, der mit Ausnahme von Berlin und Brandenburg den Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule besiegelt. Laut Aussage der Verkehrswacht nehmen jedes Jahr über 95 % aller Viertklässler an ihr teil.

Bestandteile der Fahrrad-Prüfung in der Grundschule

Die Prüfung an sich besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Wie heißen überhaupt die Teile eines Fahrrads? Was macht ein Fahrrad verkehrssicher? Welche Verkehrszeichen sind für mich als Fahrradfahrer wichtig und was bedeuten sie? Wie verhalte ich mich richtig im Straßenverkehr? Warum ist ein Helm so wichtig und wie wird er korrekt getragen? Diese Fragen werden zum Teil schon ab der dritten Klasse im normalen(Sach-)Unterricht behandelt. Zur Radprüfung werden dann zusätzlich Vorfahrtsregeln und konkrete Verkehrssituationen besprochen. Geübt wird dann das Erlernte auf dem Schulhof, wo meist ein Fahrradparcours aufgezeichnet ist, aber zunehmend auch im richtigen Straßenverkehr. Die praktische Prüfung an sich wird häufig von einem Polizeibeamten betreut, der dabei auch die Verkehrssicherheit des eigenen Fahrrads überprüft und bescheinigt.

Warum findet die Prüfung erst so spät statt?

Die meisten Kinder können bereits Fahrrad fahren, bevor sie in die Schule kommen. Man könnte also meinen, dass die Prüfung doch eigentlich schon viel früher stattfinden könnte. Doch der späte Zeitpunkt hat einen guten Grund: Bis zum Alter von etwa 8 Jahren sind Kinder mit den komplexen Aufgaben, die das Fahrradfahren beinhaltet, schlichtweg überfordert. Sie können zwar fahren, aber wirklich beherrschen sie ihren Drahtesel kaum: Beim Fahren über die Schulter nach hinten blicken und dabei die Spur halten, die Hand links oder rechts zum Abbiegen ausstrecken und dabei das Gleichgewicht halten und vielleicht auch noch bremsen oder Geschwindigkeiten und Abstände erfassen - schon jede Aufgabe für sich ist für junge Kinder sehr schwierig. Muss ein Kind dann noch zusätzlich plötzlich und gezielt einem Hindernis ausweichen oder das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer beobachten und korrekt einschätzen, ist es schnell überfordert und es kommt zu brenzligen Situationen. Allein aus diesen entwicklungspsychologischen Gründen ist das Fahrradfahren bis zum 8. Geburtstag auf dem Gehweg in Deutschland Pflicht, bis zum 10. Geburtstag erlaubt.

10 Tipps: So klappt es mit dem Fahrrad im Alltag

Egal, ob vor oder nach bestandener Fahrradprüfung: Nur Übung macht den Meister! Klar ist im Familienalltag nicht immer Zeit und Ruhe, alles perfekt zu machen - diese 10 Tipps sollen den Einstieg in eine sichere Fahrrad-Welt erleichtern:

fahrrad-abbiegen In ruhigen Nebenstraßen kann man die Praxis ohne Gefahr üben
  1. Nutzen Sie schon vor der Prüfung jede Gelegenheit, Ihr Kind mit dem Fahrrad in den Straßenverkehr zu nehmen. Unser Gehirn ist nun einmal so gebaut, dass wir vor allem durch Erfahrung lernen. Je mehr praktischer Bezug durch konkrete Situationen im echten Straßenverkehr vorhanden ist, umso sicherer wird das Erlernte umgesetzt und angewendet.
  2. Sprechen Sie besonders gefährliche Stellen an. Steigen Sie gegebenenfalls kurz ab und erklären Sie, worauf zu achten ist - beispielsweise, wo man besser einen anderen, sichereren Weg nimmt.
  3. Lassen Sie Ihr Kind in ruhigen Nebenstraßen abbiegen, bremsen, ausweichen etc. üben.
  4. Immer bremsbereit sein und ggf. auch mal ein Auto vorbei lassen statt auf dem eigenen (Vorfahrts-)recht bestehen: Fahrradfahrer haben einfach keine Knautschzone und der Kontakt mit dem Auto tut immer besonders weh!
  5. Ganz wichtig: Loben Sie Ihr Kind, wenn es beim nächsten Mal an der selben Stelle etwas von Ihren Erklärungen umsetzt! Auch, wenn es noch nicht perfekt ist! Sprechen Sie positiv mit Ihrem Kind über die Erfolge, nicht lange und breit über die noch fehlenden oder nicht umgesetzten Details!
  6. Legen Sie das Augenmerk auf korrektes und umsichtiges Verhalten und weisen Sie freundlich darauf hin, wenn etwas besser oder anders gemacht werden kann.
  7. Auch wenn es schwer fällt: Beim Fahren in der Gruppe ist jeder Fahrer und jedes Kind für sich selbst verantwortlich. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Gefahren durch Ablenkungen, Blödeln, Ratschen oder das Fahrradrennen gegen Freunde und Mitschüler und vereinbaren Sie ganz konkret, wann ein Schritt zurück ein großer Schritt nach vorne ist.
  8. Das Fahrrad ist kein LKW: Gerade am Anfang nicht zu viel Gepäck mitnehmen. Mehr als ein (kleiner) Rucksack auf dem Kindesrücken sollte es nicht sein.
  9. Ein Fahrradhelm schützt den sensiblen Kopf. Die Helme von heute sind nicht mehr schwer und stickig und gibt es in trendigen Farben und Motiven, die Kinder lieben.
  10. Und zuletzt für die Eltern: Nur ein verkehrssicheres Fahrrad in der richtigen Größe für Ihr Kind ist ein gutes Fahrrad, mit dem sich Ihr Kind sicher im Straßenverkehr bewegen kann.
Netter Nebeneffekt dieser Tipps: Wenn Sie selbst schon viel mit Ihrem Kind im Straßenverkehr unterwegs waren, dann wissen Sie, wie sich Ihr Kind dort verhält. Sie müssen dann nicht jedes Mal zittern, bis Ihr Kind mit dem Fahrrad wieder zu Hause ist, sondern können es mit einem guten Gefühl wieder ein Stück erwachsen werden lassen und im wahrsten Sinne des Wortes seinen eigenen Weg finden lassen.
 
Sie haben selbst noch Tipps an andere Eltern? Wollen Sie diese Listen ergänzen oder kommentieren? schulstart.de freut sich auf Ihren Beitrag im Kommentarfeld unten!

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